21 Tage, etwa 2400 im Land zurückgelegte Kilometer, neun Städte, sieben Gastfamilien und zwei Hotelaufenthalte für neun Jugendliche aus fünf verschiedenen Ländern – so die Bilanz der YAP-Tour 2017 nach Südindien in Zahlen. Doch von dem, was diese Zahlen für uns als junge Europäer im fernen Indien bedeuteten, will ich im Folgenden berichten.

Die Reise beginnt am 16. Juli am Flughafen von Bangalore, wo uns nach acht langen Flugstunden die ersten Gastfamilien mit Blumenketten begrüßen und herzlich in Empfang nehmen. Nach einer kurzen Pause zum Ankommen und Kennenlernen geht es, begleitet von gleichaltrigen Tabler-Kindern, auf eine Sightseeing-Tour zu Fuß durch die Millionenmetropole, welche für ihr schnelles Wachstum bekannt und wie die meisten Städte Indiens vom Stil der britischen Kolonialherrschaft geprägt ist. In den kommenden Tagen besuchen wir den Bangalore-Zoo (Safari inbegriffen) und lernen bei einem Besuch im Elite-College Christ Church das Bildungssystem Indiens kennen. Die Abende verbringen wir in Gesellschaft unserer Gastfamilien und der anderen Mitglieder der 41er-Clubs – auch den Landespräsidenten, Gopal Chopra dürfen wir treffen -, die uns mit ihren Ideen für Lokalitäten und landestypischen Delikatessen immer wieder zum Staunen bringen. Tatsächlich stellt das Essen einen nicht zu knappen Anteil unserer Reise dar; wie uns unsere Gasteltern erklären, ist das Servieren guten Essens ein Zeichen der Zuneigung und Gastfreundschaft. Nicht nur durch den Besuch vieler Restaurants, sondern insbesondere durch die Kochkünste unserer Gastfamilien lernen wir die vielfältige, reichhaltige und von Region zu Region variierende indische Küche kennen.
Viel zu kurz ist die Zeit in Bangalore, denn schon zum ersten Stop der Reise haben wir neue Freunde gewonnen, die wir nur ungern zurücklassen möchten. Mit dem Nachtzug (aufregend, aber eher unbequem) reisen wir weiter in das Dorf Hampi, welches als Königreich aus längst vergangener Zeit für seine zahllosen Palastruinen und Tempel bekannt ist. Zu Fuß auf den Spuren der Könige erkunden wir das UNESCO-Weltkulturerbe und erhaschen dabei atemberaubende Blicke auf bizarre Felskonstruktionen und prächtige Paläste.
Weiter geht es mit dem Zug in die Stadt Mysore, in der wir den prunkvollen, nachts strahlend hell beleuchteten Palast des Sultans und ein Elefanten-Camp mit anschließender Rafting-Tour besuchen. Besonders beeindruckt uns die Führung durch ein buddhistisches Kloster und das anschließende Gespräch mit einem jungen Mönch, welches uns einen Einblick in die vielen verschiedenen Religionen Indiens ermöglicht. In kaum einem anderen Land der Welt leben Christen, Buddhisten, Muslime, Hindus und diverse kleinere Religionsgemeinschaften so friedlich miteinander wie in Indien – ein schöner Gedanke, den wir gerne im Gedächtnis behalten.
Auf holpriger Fahrt mit dem Kleinbus durch die Ausläufer der Westghats-Gebirgslandschaft, Heimat freilebender Elefanten und Tiger, reisen wir weiter nach Coimbatore, Thrissur und Salem, wo uns herzliche Gastfamilien, eine Flussrundfahrt, eine Trekking-Tour durch Kaffeeplantagen und vieles mehr erwarten. Besonders hervorzuheben ist auch der Besuch eines Tempels, der gleichzeitig als Meditationszentrum dient. Nach anfänglich ungewohntem Gefühl üben wir uns – umgeben von hunderten Indern – in Meditation, lassen uns von Musik und Düften verzaubern und baden im Becken heilender Wasserfälle. Natürlich dürfen auch hier die Club-Dinner nicht fehlen – zwei davon erfordern das Tragen traditioneller Kleidung, was vor allem unsere motivierten Gastmütter zur Hochform auflaufen lässt und nicht weniger als zwei Stunden Zeit fordert, um besonders uns Mädchen mit Sari, Henna-Tattoos, Armreifen und Haarschmuck in echte indische Damen zu verwandeln.
Erneut im Nachtzug reisen neun YAPs in Richtung Küste und erkunden dort die wunderschöne, im französischen Stil gestaltete Stadt Pondicherry sowie die Metropole Chennai (ehemals Madras), wo uns trotz interessanten Programms Hitze und Luftfeuchtigkeit zu schaffen machen.

Unseren letzten Halt, Hyderabad, erreichen wir mit dem Flugzeug und verbringen drei wunderschöne Tage auf Märkten und in der traditionellen Altstadt, genießen am Abend den Auftritt der besten Band der Stadt und runden schließlich unsere Reise mit einem Dinner im Hard-Rock-Café ab.
Am nächsten Morgen heißt es Abschied nehmen, mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Vieles durften wir lernen, erleben, probieren und kennen lernen, doch einige Dinge – das hat uns die Reise gezeigt – verdienen mehr Wertschätzung in unseren Heimatländern. Es ist nicht überall selbstverständlich, dass Bildung kostenlos, Studienfach und Ehepartner frei wählbar und ein soziales Sicherungssystem gegeben sind. Trotz aller Mängel gehen die Menschen in Indien unglaublich offen und gelassen mit ihrer Situation um, was uns alle tief beeindruckt und dazu animiert hat, den Gedanken von Zufriedenheit und Entspannung mit nach Hause zu tragen. Wir lassen nicht nur eine wunderschöne und facettenreiche Reise, sondern auch neue Freunde zurück, die wir in neun Städten Indiens sowie innerhalb Europas kennen lernen durften.

Die zu Anfang genannten Zahlen ermöglichen einen groben Überblick unserer Reise – nicht messbar sind jedoch die unzähligen Erlebnisse, Bilder, Erfahrungen, Bekanntschaften und Eindrücke, die wir mit nach Hause nehmen durften. Noch längst sind nicht alle Geschichten erzählt und ich bin mir sicher, dass die YAP-Tour 2017 uns allen für lange Zeit im Gedächtnis bleiben wird.

Wir bedanken uns herzlich bei Matthias Hardinghaus, Hadding Panier, Christian Haenssler und allen anderen, die an der Planung und Durchführung dieser großartigen Reise beteiligt waren, sowie unseren Gastgebern und Convenors vor Ort. Ein besonderer Dank gilt Pankaj Singh, der nicht nur als Organisator und Host fungierte, sondern uns kurzfristig mit seiner Frau auf einem Abschnitt der Reise begleitete. Ohne Euch wäre es uns niemals möglich gewesen, Indien so kennen zu lernen, wie wir es tun durften.